12.07.2021, online

Hitze Klimaschutz geht uns alle an, um unserer eigenen Gesundheit willen – dies erklärte Dr. Heinz Fuchsig eindrücklich beim KEM & KLAR! Online-Stammtisch.

 

Der Klimawandel hat gesundheitliche Auswirkungen, die jede/r von uns zu spüren bekommt, ob in Folge eines Hitzschlags oder durch vermehrt auftretende allergische Reaktionen. Der Arbeits- und Umweltmediziner Dr. Heinz Fuchsig berichtete am KEM&KLAR Online-Stammtisch zu den verschiedenen Dimensionen, die im Bezug auf Klimawandel, Gesundheit und Wohnen zu beachten sind.

Leistungsfähigkeit sinkt

Menschen haben bei Hitzeereignissen einen entscheidenden Vorteil – sie haben kein Fell. Dadurch erreichen sie im Vergleich zu allen Tieren die höchste Kühlleistung durch Schwitzen. Nichtsdestotrotz setzt uns Hitze enorm zu, unsere Leistungsfähigkeit nimmt ab etwa 28 °C deutlich ab. Besonders belastend sind Hitzephasen, weil es auch nachts zu keiner Abkühlung kommt, dadurch hat das Herz keine Erholungsphasen und steht dauerhaft unter enormer Belastung. Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist die Luftfeuchtigkeit, denn eine hohe Luftfeuchtigkeit beeinträchtigt unsere Leistungsfähigkeit zusätzlich.  Deswegen ist trockene Hitze für uns besser zu ertragen. Dr. Fuchsig rät daher dazu, an heißen Tagen eine relative Luftfeuchte von 40 % nicht zu überschreiten. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann durch den Einsatz von Luftbefeuchtern oder zu vielen Pflanzen in Innenräumen entstehen.

Gefährdete Gruppen besonders schützen

Hitze_Personengruppen

Während extremer Hitzephasen ist es besonders wichtig, gefährdete Bevölkerungsgruppe zu schützen. Dazu zählen Kinder, denn sie schwitzen weniger als Erwachsene und können Hitze somit schlechter abgeben. Außerdem haben sie eine verhältnismäßig größere Körperoberfläche, wodurch mehr Hitze aufgenommen wird. Dadurch überhitzen Kinder schneller als Erwachsene. 

Ältere Personen zählen ebenfalls zur gefährdeten Bevölkerungsgruppe. Ihr Kreislaufsystem kann sich nicht mehr so gut an heiße Umgebungstemperatur anpassen und das Durstgefühl nimmt im Alter ab.  Daher sollten ältere Personen auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten und die Mittagshitze meiden. Ein Aufenthalt nur in Innenräumen ist jedoch nicht empfehlenswert, um akuten Lichtmangel zu vermeiden. Daher sollte Bewegung an der frischen Luft in den kühlen Morgenstunden betrieben werden. In besonders akuten Phasen können Kühlwesten zum Einsatz kommen, um die Körpertemperatur zu senken. Diese werden in kaltes Wasser getaucht oder beinhalten Kühlakkus. Ventilatoren zur Kühlung sollten langsam eingestellt werden und nur auf Beine und Rumpf gerichtet werden.

In einigen Regionen werden bereits Hitzepatenschaften erprobt, bei denen ältere Personen während Hitzephasen Unterstützung bei Alltagswegen erhalten. Diese Systeme ähneln den Corona-Nachbarschafts-Telefonen für ältere Mitbürger*innen und haben sich bereits gut bewährt. Dabei können ältere Personen bei einer zentralen Stelle anrufen und um Unterstützung bitten. Freiwillige Helfer*innen übernehmen dann den Einkauf für ältere Personen oder erledigen mit ihnen gemeinsam ihre Alltagswege.

Infrastrukturen anpassen

Während langer Hitzephasen steigt die Gefahr für Blackouts, also flächendeckende Stromausfälle, an, denn der enorme Kühlbedarf führt zu einer großen Belastung der Stromnetze. Während eines Blackouts wäre die Kühlung von Gebäuden, Lebensmitteln und Medikamenten nicht möglich, daher sollte bereits im Vorfeld eine entsprechende Vorbereitung getroffen werden, wie die Eigenversorgung im Blackoutfall gelingen kann. Weitere Informationen zur richtigen Krisenvorsorge gibt es im Stammtisch-Bericht vom KEM&KLAR! Online-Stammtisch von Mai 2021.

Insbesondere der Gebäude- und Wohnsektor bietet viele Möglichkeiten, wie Hitzevorsorge auch ohne Energieeinsatz gelingen kann.

Besonders wichtig ist eine gute Gebäudedämmung, welche die Hitze draußen hält. Fenster- und Glasfronten sind besondere Eintrittspforten für Hitze, diese müssen daher unbedingt von außen beschattet werden. Dabei sind gerade die ost- und westseitig ausgerichteten Fenster zu beachten, denn sie werden durch die flach einfallenden Sonnenstrahlen besonders lange bestrahlt.

Richtiges Lüften trägt ebenfalls viel zur guten Gebäudekühlung bei. Dabei sollte immer nachts, nach Möglichkeit quer gelüftet werden. Besonders effektiv ist der Kammineffekt, bei dem über mehrere Stockwerke, auch durch das Stiegenhaus, gelüftet wird, die warme Luft nach oben steigt und beim höchsten Punkt des Gebäudes durch ein geöffnetes Fenster abziehen kann.

Gebäudesanierung reduziert Hitzebelastung

Sanierung

Bei der Sanierung alter Gebäude können Maßnahmen wie Dämmung und außenliegende Beschattungen zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität führen. Die meisten Maßnahmen werden vom Bund und vom Land Niederösterreich gefördert. Diese Sanierungsförderungen stellte DI Rupert Wychera in seiner Funktion als Energieberater der NÖ Energie- und Umweltagentur am KEM&KLAR! Online-Stammtisch im Detail vor. Wichtig ist zu unterscheiden, ob eine Generalsanierung oder Einzelteilsanierungen der Gebäude geplant sind.

 

Checkliste

Um die gesundheitliche Belastung während Hitzephasen möglichst gering zu halten, gibt es einige Tricks:

  • Luftfeuchtigkeit in Innenräumen unter 40% halten
  • Nachts Querlüften und Kammineffekt nutzen (warme Luft zieht nach oben)
  • Gebäudeaußenhülle dämmen
  • Fenster und Glasfronten von außen beschatten
  • Eigenversorgung im Blackoutfall beachten
  • Ausreichend Flüssigkeitszufuhr
  • Leichte Kost (keine fettigen, zuckerhaltigen Speisen, kein Alkohol)
  • Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden (Kopfbedeckungen)
  • Leichte Bewegung in kühlen Morgenstunden
  • Ventilatoren und kühle Tücher auf Rumpf und Beinen, Kühlwesten
  • Hitzepatenschaften für gefährdete Personengruppen

 

Downloads

Präsentation Gesundheit, Hitze, Wohnen: Dr. Heinz Fuchsig

Präsentation Sanierungsförderungen: DI Rupert Wychera