10.05.2021, online
Vorsorgemaßnahmen bei Blackouts und Naturkatastrophen stellten Bernd Buric und Stefan Zach beim online Stammtisch der KEM & KLAR Tullnerfeld OST vor.
"Bewusstsein in der Region ist überraschend hoch"
Wolfgang Artner schreibt aktuell seine Diplomarbeit am FH Technikum zum Thema Blackoutprävention in Gemeinden. Dazu analysiert er die Gemeinden der KEM & KLAR Tullnerfeld OST und erhebt das regionale Bewusstsein für Blackoutereignisse. Bereits eine Kurzumfrage während des Stammtischs hat spannende Erkenntnisse ergeben. Demnach sind bereits einem Großteil der Teilnehmer*innen die Empfehlungen für eine Eigenvorsorge des Zivilschutzverbandes bekannt und beinahe die Hälfte der Teilnehmenden kann sich bis zu fünf Tage lang selbst versorgen, sollte kurfristig ein Krisenfall auftreten. Große Einigkeit herrscht bei der Frage, welche Lebensbereiche von einem großflächigen Stromausfall betroffen wären, denn zwei Drittel geben an, dass von privaten Haushalten, öffentlichen Einrichtungen, Verkehrs- und Rettungswesen bis zur Telekommunikation nahezu alle Lebensbereiche betroffen wären. Diese Kurzumfrage lieferte bereits spannende Einblicke.
Unter Umfrage.tullnerfeld-ost.at ist eine aktuelle Umfrage verfügbar, um weitere Details erheben zu können. Wir bitten um zahlreiche Teilnahme, die Ergebnisse können die Katastrophenprävention der Region verbessern.
"Erneuerbare sind nicht Schuld am Blackout"
Mag. Stefan Zach, EVN Sprecher, erklärte in seinem Vortrag Grundsätzliches zur Versorgungssicherheit in Österreich und zum Aufbau des europäischen Stromnetzes. Dieses ist europaweit vernetzt, sodass alle Länder mit derselben Netzfrequenz arbeiten. Das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch muss jederzeit stabil gehalten werden, damit die Netzfrequenz in ganz Europa konstant bleibt. Gelingt dies nicht, kommt es zu Ausfällen, wie zuletzt bei dem Zwischenfall am 8. Jänner, bei dem ein Ausfall in Kroatien zu einer Kettenreaktion in ganz Europa führte.
Als besondere Aufgabe für die Stromversorger sieht Stefan Zach die Einbindung erneuerbarer Energieträger in das bestehende Energiesystem. Dieses war bisher als "Einbahn" ausgelegt, bei der Strom von zentralen Kraftwerken an die Verbraucher geliefert wurde. Dieses System befindet sich gerade im Umbruch, denn durch die Einbindung von z.B. Windkraft- und Photovoltaikanlagen schwankt die erzeugte Leistung je nach lokalen Gegebenheiten. Andererseits sind erneuerbare Energieträger ein wichtiges Standbein zur Sicherung der Eigenversorgung von Gemeinden und Regionen und sollten unbedingt als Chance betrachtet und genutzt werden.
"Blackoutvorsorge sollte auch für Nachbar*innen mitgedacht werden"
Der NÖ Zivilschutzverband hat bereits konkrete Maßnahmen erarbeitet, die für den Fall eines Blackouts oder anderen Katastrophenfalls getroffen werden sollten. Bernd Buric, Referatsleiter für Schulung und Ausbildung, stellt diese Maßnhmen am online Stammtisch vor. Besonders wichtig ist die Einlagerung von lebenswichtigen Gütern, denn jeder Haushalt sollte sich mit Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln versorgen können. Als Faustregel gilt ein Vorrat für etwa 14 Tage, jedoch ist jeder weitere Tag, den sich ein Haushalt selbst versorgen kann, zu begrüßen.
Wichtig ist auch die Überlegung, welche Aufgaben und Funktionen man in einem Krisenfall übernehmen muss. Abgesehen von der eigenen Versorgung können zusätzliche Verpflichtungen eintreten, wie die Versorung von Familienmitgliedern oder Nachbarn, sowie der ehrenamtliche Einsatz in einer Hilfsorganisation. Dafür ist es notwendig, die verschiedenen Aufgaben bereits im Vorfeld zu koordinieren und zu kommunizieren. Denn auf die richtige Kommunikation kommt es an, vor und im Krisenfall.
Der Zivilschutzverband NÖ hat ein umfassendes Webinar zum Thema Blackout veröffentlicht, welches von Interessierten auf Youtube angesehen werden kann: Webinar zum Nachschauen
Wir bedanken uns bei den Experten für die spannenden Vorträge und für das Interesse der Teilnehmer*innen und freuen uns auf den nächsten Stammtisch.